Die Kraft der Brennnessel
Die Brennnessel ist eine Heilpflanze. Wo sie wächst, gibt es fruchtbaren Boden. Schmetterlinge nutzen Brennnesseln als wichtiges Raupenfutter. Für einige sind Brennnesseln gar die einzige Nahrungsquelle, weshalb einige Sommervögel auch Nesselfalter genannt werden. Beispielsweile der Admiral, der C-Falter und der Kleine Fuchs.
Brennnesseln keimen sowohl an Schattenplätzen als auch direkt an der Sonne in nährstoffreicher Erde. Wie nachfolgend zu lesen, ist in jedem Garten ein «wildes» Plätzchen für Brennnesseln eine gute Idee. Allenfalls rund um den Kompost oder an einem Bord.
Erste, oftmals etwas unangenehme Erfahrungen werden meist im Kindesalter mit den Brennhaaren der grünen Staude gemacht. So lässt sich die Brennnessel als wohl einzige Pflanze selbst im Dunkeln erkennen. Wer beim der Brennnesselernte unangenehmes Hautbrennen vermeiden will, hält die Pflanzen am besten in Wuchsrichtung der Brennhaare, von unten nach oben. Sicherheitshalber sollte die Haut mit Handschuhen geschützt werden. Nach kurzem Kochen sind die Brennhaare wirkungslos. Dennoch ist das Kraut beispielsweise im Mixer zerkleinert auch roh geniessbar. So eignen sich Brennnesseln als Grundlage für Salate, Suppen oder Pestos und können grundsätzlich wie Spinat verarbeitet werden. Fein schmeckend auch in Quiches, auf der Pizza oder im grünen Smoothie. Geröstete Brennnesselsamen sind zudem eine wertvolle Ergänzung im Müsli oder Salat.
Innerhalb der Naturheilkunde und mittlerweile auch der Schulmedizin gilt die Brennnessel dank deren gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe als wunderbare Heilpflanze. Die stickstoffliebende Pflanze wächst meist nahe von Siedlungen und ist ein effektiver Lieferant vieler lebenswichtiger Vitalstoffe. Wirksam sind die jeweiligen Inhaltsstoffe der Blätter und Triebspitzen. Beispielsweise Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium und Kalium; Vitamin A, Vitamin C. (Brennnesseln liefern doppelt so viel Vitamin C wie Orangen) und Vitamin E; Eisen, Silizium in Form von löslicher Kieselsäure, Eiweiss, diverse Pflanzenfarbstoffe wie Chlorophyll sowie Gerbstoffe, Carotinoide, Phytohormone und Flavonoide. Dabei setzt beispielsweise Kalium im Körper Wasser frei und wirkt somit harntreibend. Die Pflanzenfarbstoffe wirken antioxidativ und entzündungshemmend. Neben den Blättern lassen sich weitere Pflanzenbestandteile wie Wurzeln und Samen verarbeiten. Brennnesselsamen enthalten unter anderem die Omega-6-Fettsäure Linolsäure und Vitamin E.
Nahezu weltweit kommt die Brennnessel vor. Die Stammpflanzen nennen sich «Urtica dioica» (die Grosse Brennnessel) und «Urtica urens» (die Kleine Brennnessel). Hierzulande findet sich meist die Große Brennnessel (Urtica dioica), eine mehrjährige, krautige Staude mit spitzen Blättern. Die Wuchshöhe erreicht in Mitteleuropa eine Höhe von rund dreissig Zentimetern bis hin zu meterhohen Stauden. Die kantigen Pflanzenstängel werden umringt mit feinem «Brennhaar». Dieses enthält unter anderem vor Ungeziefer schützende Ameisensäure.
Hautreizungen
Nicht umsonst wird die Pflanze Brennnessel genannt. So bricht bei Kontakt des «Brennhaars» dessen Spitze, welche in die Hautoberfläche dringt und minimale Wunden verursachen kann. Das Gefühl von Brennen und kleine Rötungen entstehen.
Die Benennung der Hautkrankheit Urtikaria/Nesselsucht stammt infolge nahezu gleich aussehender Symptome nach Hautkontakt mit der Brennnessel. Diese Hauterkrankung kann allerdings nicht mit der Brennnessel-Pflanze in Verbindung gebracht werden.
Oftmals werden Brennnesseln bei der Gartenarbeit als unangenehm und nutzlos eingestuft. Auch weil das Wissen fehlt, dass die Heilpflanze aus der Familie der Urticaceae (Brennnesselgewächse) grosse gesundheitliche Wirkung birgt.
Von den -abgesehen von der Antarktis- dutzenden Brennnessel-Sorten weltweit, wachsen hierzulande einige. Die Grosse Brennnessel (Urtica dioica), ist bereits seit der griechischen Antike bekannt. Vielerorts und oftmals als Unkraut unbeliebt. «Nessel» bezieht sich auf die Gestalt Nessous aus der griechischen Mythologie. Seither werden Brennnesseln als Heilpflanze genutzt. So galten Brennnesselsamen im Wein als Aphrodisiakum. Bereits Im Mittelalter wurden Bäder mit frischer Brennnessel gegen Rheuma empfohlen und ein Brei von frischen Blättern sollte auch den Haarwuchs fördern. Letzteres wurde nicht widerlegt. Derzeit werden Brennnesseln als Brennnesseltee, Pulver, in Kapselform oder als Saft genutzt.
Im Mai, kurz bevor die Pflanze blüht, ist meist Erntezeit für Brennnesselblätter. Der Gehalt der Wirk- und Aromastoffe ist zu dieser Zeit besonders hoch. Wenn man die Brennnessel auch oft auf Wiesen, an Weg- und Waldrändern findet, sei darauf hingewiesen, dass sich dort auch regelmässig Haustiere erleichtern. Um solchen Verunreinigungen vorzubeugen sind geschützte Orte wie Gärten besser geeignet.
Die Urtica dioica wurde seit jeher zur Kontrolle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere Bluthochdruck, eingesetzt. Der Blattextrakt soll die Glukosehomöostase verbessern. Die Brennnesselwurzel kann ebenso einer Prostatavergrösserung entgegenwirken. Brennnesselextrakte weisen zudem einen entzündungshemmenden Effekt mit positiver Wirkung bei rheumatoider Arthritis.
Heilwirkungen der Brennnessel
- Antiallergisch
- Blutreinigend und blutbildend
- Entgiftend
- Harntreibend
- Immunisierend
- Milchbildend
- Stimulierend (Verdauung)
- Stoffwechselanregend
Traditionell wird die Urtica dioica bei Allergien, Darm- und Magengeschwüren, Diabetes, Durchblutungsstörungen, Ekzemen, Gallen- und Lebererkrankungen, Erkrankungen der Milz, bei Gicht, Haarausfall und Kopfschuppen, Harnweginfektionen, Magenschleimhautentzündung, Nierensteinen, Rheuma bis hin zu Verstopfung eingesetzt.
Brennnesseln bei Blasenbeschwerden
Die als sekundäre Pflanzenstoffe in den Brennnesselblättern enthaltenen Flavonoide wirken wassertreibend und reinigend. Mittlerweile sind auch viele Hausärztinnen und Hausärzte wieder von der Pflanzenkraft überzeugt und es wird bei Funktionsstörungen der Niere oder Blase zusätzlich auf Brennnesselprodukte gesetzt. Je mehr Flüssigkeit, desto mehr Giftstoffe werden ausgeschieden. Deshalb können Brennnesselblätter bei Harnwegsinfekten unterstützend bis heilend wirken.
Aus der Forschung
Innerhalb der Ernährungswissenschaft und Naturheilkunde wird seit den achtziger Jahren intensiv zu traditionellen Heilpflanzen und deren Wirkungen geforscht. So wird mittlerweile nachgewiesen, dass die Inhaltsstoffe von Brennnesselblättern auch bei Ödemen hilfreich wirken würden. Ebenso seien in klinischen Studien Effekte des Brennnesselwurzelextrakts bei Prostatabeschwerden nachgewiesen worden. Symptome wurden bei vielen Teilnehmenden gelindert. Beispielsweise verbesserte sich der Harnfluss.
Brennnessel bei Arthritis?
Neben entwässernden Eigenschaften weist die Brennnessel dank deren Pflanzenfarbstoffe auch eine entzündungshemmende und antioxidative Wirkung auf. So wird in zahlreicher Fachliteratur die Anwendung von Brennnessel bei Arthritis empfohlen. Gemäss Ergebnissen klinischer Hersteller soll die entzündungshemmende Wirkung von Brennnessel-Extrakt ebenso bei Arthrose- und Rheumapatienten belegt sein.
Brennnesseltee für Gelenkbeschwerden
Bei Gelenkbeschwerden wird ebenfalls Brennnesseltee oder Extrakte für Einreibemittel verwendet. Dazu werden frische Blätter teilweise verarbeitet oder man kann selber ein Brennnesselauszug herstellen. Frische Brennnesselblätter einkochen bis ein konzentrierter Sud entsteht. Dieser Auszug kann getrunken oder auf schmerzende Gelenke aufgetragen und anschliessend eingebunden werden. Helfen kann die Brennnessel bei vielen Gelenkbeschwerden, generell bei entzündlichen Prozessen.
Massvoll
Brennnesselblätter oder -extrakte sollten kurmässig verwendet oder eingenommen werden. Bei übermässiger Einnahme können im schlechtesten Fall über die Urinausscheidung zu viel Elektrolyte ausgeschieden werden. Allenfalls können Brennnesselprodukte den Blutzuckerspiegel senken. So sollten Diabetes-Betroffene deren Blutzuckerspiegel sorgfältig beobachten. Durch vermehrte Harnausscheidung während der Einnahme von Brennnessel, sollte Personen mit Nierenleiden vorab eine ärztliche Abklärung machen. Ebenso bei Ödemen. Generell gilt bei gesundheitlicher Herz- oder Nierenbeeinträchtigung eine Besprechung mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt. Auch gesunde Personen sollten Brennnesseltee im Hinblick auf eine allfällige Austrocknung massvoll anwenden sowie ab und zu pausieren.

