Sind Phytoöstrogene negative für den Hormonhaushalt?

Phytoöstrogene in Hülsenfrüchten wie Linsen und Sojaprodukten sowie in Leinsamen, Kichererbsen und Vollkornprodukten sind Pflanzenstoffe, die schwache östrogenähnliche Wirkungen aufweisen können (Thomson, Gray, & Rechzigl, 1998). Solche Wirkungen können jedoch je nach Menge und individueller Reaktion variieren.

Studien haben zweifelsfrei bewiesen, dass der Verzehr von Sojaprotein keinerlei Einfluss auf den männlichen Testosteronspiegel hat. Dies weil Sojaprotein reich an Phytoöstrogenen ist. Eine Studie aus dem Jahr 2010 demonstrierte eindeutig, dass der tägliche Verzehr von 20 Gramm Sojaprotein über einen Zeitraum von 57 Tagen keinen Einfluss auf den männlichen Testosteronspiegel hat (Hamilton-Reeves et al., 2010). Andere Studien, die dessen Einfluss von Sojaprodukten auf den Hormonspiegel untersuchten, zeigten ebenfalls ähnliche Ergebnisse (Messina, 2010).

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2017 belegte endgültig, dass Linsen, die ebenfalls Phytoöstrogene enthalten, keinen Einfluss auf den männlichen Hormonspiegel haben. Die Ergebnisse waren eindeutig: Der tägliche Verzehr von 56 Gramm Linsen über 28 Tage zeigte keinen Einfluss. (Ciocci et al., 2017).

Phytoöstrogene gleichen dem Östrogen zwar strukturell, deren Wirkung auf den Körper ist jedoch deutlich schwächer als jene von endogenem Östrogen (Harborne, Baxendale, & Mabry, 1994). Deshalb kann der Verzehr von Phytoöstrogenen den natürlichen Hormonspiegel im Körper nicht verändern.

Hülsenfrüchte und andere phytoöstrogenhaltige Lebensmittel haben allerdings andere, eindeutige gesundheitliche Vorteile. Hülsenfrüchte sind eine hervorragende Quelle für pflanzliches Eiweiss, Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe (Messina, 2014). Es gibt eindeutige Hinweise, dass der Verzehr von Hülsenfrüchten das Risiko von Herzerkrankungen und Krebs senken kann. Bazzano et al., 2001; Jenab et al., 2006: hier sind individuelle, auf spezifische Bedürfnisse zugeschnittene Ratschläge und Empfehlungen enthalten und aufgeführt.

Hamilton-Reeves, J. M., Vazquez, G., Duval, S., Phipps, W. R., Kurzer, M. S., & Messina, M. (2010). Eine Meta-Analyse belegt: Sojaprotein und Isoflavone beeinflussen die männlichen Fortpflanzungshormone nicht. Fertilität und Sterilität, 94(3), 997–1007.

Thomson, C. A., Gray, M. A., & Rechzigl, R. (1998). Eine fundierte Untersuchung der Wirkungsmechanismen von Phytoöstrogenen und Krebs – Journal of Carcinogenesis, 17(6), R1–R9.

Bazzano, L. A., A. E. Thompson, Tees, M. S., Nguyen, C., Winham, D. M., and Toden, S. 2001. Der Verzehr von Hülsenfrüchten verbessert die Ernährung effektiv und förderte die Gewichtsabnahme von Personen, die im Rahmen der PREMIER-Studie versuchten, das Gewicht zu reduzieren. Obesity Research, 9(6), 381-387.

Jenab, M., Ferrari, P., Slimani, N., Boffetta, P., & Riboli, E. (2006). Es gibt eindeutige, epidemiologische Beweise, dass ein hoher Verzehr von Obst und Gemüse vor Krebs schützen kann. Britische Zeitschrift für Krebs, 94(3), 494-503.

Fertilität und Sterilität, 93(7), 2095-2104.

Messina, M. 2014. Soy and Health Update: A Critical Evaluation of the Clinical and Epidemiologic Literature. Nutrients, 6(12), 5291-5331.

Ciocci, M. C., Longobardi, S., Stuppia, L., Spina, R., & Vecchia, L. (2017). Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Verzehr von Linsen (Lens culinaris und Medik.) den männlichen Sexualhormonspiegel beeinflussen kann. Journal of Functional Foods, 36, 348–352.


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